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Else Lasker-Schüler
Mein Liebeslied
Wie ein heimlicher Brunnen
Murmelt mein Blut,
Immer von dir, immer von mir.
Unter dem taumelnden Mond
Tanzen meine nackten, suchenden Träume,
Nachtwandelnde Kinder,
Leise über düstere Hecken.
O, deine Lippen sind sonnig...
Diese Rauschedüfte deiner Lippen...
Und aus blauen Dolden silberumringt
Lächelst du ... du, du.
Immer das schlängelnde Geriesel
Auf meiner Haut
Über die Schulter hinweg -
Ich lausche ...
Wie ein heimlicher Brunnen
Murmelt mein Blut.
Else Lasker-Schüler, 1869 in Elberfeld geboren, war und ist wohl die bekannteste Besucherin des CAFE ATARA. Sie als expressionistische Dichterin zu bezeichnen, verkürzt den Umfang und die Vielfalt ihres Werks und ihrer Persönlichkeit. Einzigartig war sie nicht nur in ihrem Werk, für das sie 1932 den Kleist-Preis erhielt, sondern auch in ihrer Lebensweise. Schon früh in ihrer Karriere hüllte sie ihr Alter Ego in die Kleider von Prinz Yussuf und tanzte durch die Straßen von Berlin und später Jerusalem. Sie lebte immer am Rande des Möglichen, starrte in den Abgrund und gleichzeitig in den unendlichen Himmel...
Trotz der Anerkennung und des Beifalls, den sie genoss, konnte sie nie von ihrer Schreiben und Malerei leben. Es waren immer andere - vor allem Salman Schocken -, die ihre Existenz sicherten. Ihr Buch "Im Hebräerland" ist eine der schönsten Beschwörungen des Traums von der Rückkehr. Sie versuchte, die neue alte jüdische Welt Palästinas zu lieben, aber das Leben dort war immer noch mehr Notwendigkeit als Wahl. Sie war Mitglied von "Brit Schalom" und "Ichud", solange diese existierten. Beides waren Organisationen, die versuchten, den bestmöglichen Weg für das Leben und die Zusammenarbeit mit der palästinensisch-arabischen Bevölkerung zu finden. Sie war eine von vielen, die sehr unter dem Verlust der deutschen Sprache und der Verbindung zur deutschen Kultur litten, wie das folgende Zitat deutlich zeigt:
Verzweifelt flehte sie den Rabbiner der deutschen Synagoge in Jerusalem an, dass sie sein Gotteshaus wieder benutzen dürfe:
'Wo immer ich gewesen bin, darf man kein Deutsch sprechen. Ich würde gerne den letzten Kraal-Abend so gestalten, dass ein bereits gebrochener Dichter aus seinen Übersetzungen eines großen Hebräers rezitiert".
Erez-Israel wurde für sie zu Erez-Miesrael (Land von Miserael).
Else Lasker-Schüler starb am 22. Januar 1945 in Jerusalem.